Jede
Menge hat sich in den letzten Wochen getan: Einige Kanzeln wurden
repariert, Wildacker-Saatgut bestellt, Leitern umgestellt, ein
neuer Salzleckstein am Bachlauf errichtet usw . Von „umgestellt“
und „neu“ war die Rede – erging es Ihnen auch so? Wäre nicht
jetzt, im Frühjahr und bevor es wieder richtig los geht, der
richtige Zeitpunkt, die eigene Jagdpraxis zu durchleuchten?
Mein
Jagdfreund, Wildbiologe und „Jungjäger-Mitprüfer“ Andreas David
bezeichnete diesen Abschnitt im Jahr mit den Worten „Zeit zum Nach-
oder Umdenken, Zeit zur Planung oder zum Neustart“ und führt aus:
„Hinterfragen Sie die Effizienz ihrer Jagdpraxis. Naturgemäß kann
man nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein. Doch war
die Mehrheit Ihrer jagdlichen Aktivitäten tatsächlich im Vorfeld
geplant? Basierten sie auf gezielten Beobachtungen und tatsächlich
gewonnenen Erkenntnissen? Oder haben Sie sich vielleicht doch nur
allzu oft auf "gut Glück" eben mal irgendwo angesetzt?
Wurde das jahreszeitlich wechselnde Verhalten der betreffenden
Wildart, wurde ihr Aktivitätsrhythmus, ihre Einstände und Wechsel
berücksichtigt? Stehen vor diesem Hintergrund Ihre jagdlichen
Einrichtungen tatsächlich noch richtig?“
Was
sich so alles tut und verändert, wird einem erst deutlich, wenn mal
ältere und neue Revierkarten vergleicht. Wie lautet ein Teil der
Auflistung im Infokasten: Pflanzpläne festlegen/umsetzen,
Reviereinrichtungen überprüfen, Bestätigung
des Wildes ...
Noch
einmal Andreas David: „Gegebenenfalls kann weniger mehr sein.
Gezielte Jagdintervalle und Sammelansitze sowie eine ebenso gezielte
wie am Lebensraum orientierte und vielleicht schadensmindernde
Schwerpunktbejagung sind weit effizienter als störungsintensive
"Daueransitze" mit mäßigem Jagderfolg. Ist der so lieb
gewonnene und "längst tradierte" Termin für die
alljährliche Drück- oder Treibjagd wirklich noch passend?“ Und:
„Mutiert beispielsweise eine Leiter oder ein Hochsitz von einer
annähernd "sicheren Bank" in kurzer Zeit zum fast
"chancenlosen Außenseiter". Reagieren Sie bitte auf dabei
eventuell festgestellte Mängel und Defizite. Bis zum Mai bleibt
ausreichend Zeit für "Umstellungen, Abrisse und Neubauten".
Recht
hat er, auch wir müssen wieder umdenken! Beispiel:
Kleine
Forstgatter sind entstanden.
Dazwischen stellen wir eine kleine Baumleiter auf, wir wollen sehen,
ob uns dieser neue „Zwangswechsel“ nicht hilfreich sein kann. Wir
helfen uns oft zunächst mit Tarnnetzschirmen und einfachen
Anlehnleitern oder Drückjagdböcken. Bewähren sich die Orte, die
wir ausgesucht haben, denken wir über einen Ausbau nach. Mit den
neuen Reviereinrichtungen reagieren wir auch flexibel auf
Veränderungen (Holzeinschlag, Waldwachstum, etc.).Der
April
ist sicherlich, gestatten Sie mir das Wortkonstrukt, der
„Hauptfegemonat“ des Rehwildes. Jetzt gewinnen Sie Erkenntnisse
über neue Einstände oder alt bewährte Plätze. Beobachten Sie,
notieren Sie und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus. Machen Sie sich
schon einmal Gedanken, wo sich ein Ansitz lohnt – und verfahren Sie
wie oben beschrieben, denn es lohnt
sich häufig nicht,
gleich eine Kanzel zu bauen.
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Kleiner, viereckiger Sitz. Kann z.B. als Drückjagdbock oder "Testsitz" Verwendung finden. |
Im
Gegenteil: Nichts liegt so schwer in den Regalen, wie große
Reviereinrichtungen. Bis erst einmal der Entschluss gefasst wird,
eine große Kanzel abzubauen, muss schon einiges passieren. Oft führt
aber eben diese Bequemlich- und Schwergängigkeit dazu, an
mittlerweile allenfalls noch mittelprächtigen Kanzeln und inzwischen
nur noch störungsintensiv zu beschickenden Kirrungen davor
festzuhalten. Kleinere, leichtere Konstrukte ermöglichen uns (auch
im Kopf) mehr Flexibilität.
Während Böcke schieben/fegen treffen wir inzwischen nur noch Rotspießer mit Haupteszier an. Die anderen Hirsche haben alle abgeworfen. Vielleicht bescheren uns unsere Umbauarbeiten auch den Fund der ein oder anderen Rotwildstange - wir sind gespannt.
Schwarzwild wurde mehrfach tagsüber in kleinen Verbänden (z.T. Einzelstücke) auf Waldschneisen entdeckt. Nach der Durchforstung im letzten Jahr, kommen nun gleich mehrere Abteilungen in Frage, wo die Bachen geschützt ihre Kessel anlegen konnten. Seit Anfang März führten sich die Mütter mit Nachwuchs auf den Wühläckern. Im April werden wir sie wohl vermehrt auf den Wildkameras haben.
Das Damwild ist die derzeit am häufigsten zu beobachtende Wildart. Hier reicht manches Mal ein Fahrt über die Bundesstraße im Süden unseres Reviers und erneut eine Kontrolle der Waldschneisen im Vorbeifahren.
Diesem "Hobby" gehen auch Freunde und Bekannte nach. So so kommt es gelegentlich vor, dass beispielsweise unser Postbote – selber Jäger – im Zuge der Brief- und Paketübergabe berichtet, wen oder was er bei uns entdecken konnte. Da auch diverse nichtjagende Bekannte ein interessiertes Auge auf unseren Busch geworfen haben, geriet heute ein Einkauf im Gartower EDEKA-Markt zur Info-Veranstaltung über Wildbewegungen am oder im Revier. Ein Beispiel: "Zwischen Rondel und Meetschow ist Mittwoch ein Rotwildrudel zu Dir gezogen. Das waren so um die 30. Wir haben erst einmal angehalten, um die rüber zu lassen. "
Praktisch oder? :-)