Nicht
nur, wenn man ein Revier übernimmt, ist man geneigt, sich in bereits
vorgefertigten Bahnen weiterhin zu bewegen. Uns erging es da nicht
anders. Alte Kirrungen wurden weiter regelmäßig beschickt, bis wir
unsere Reviertouren auf der Revierkarte visualisierten und uns
gefragt haben, was wir da eigentlich machten.
Kreuz
und quer wurde umher kutschiert. Sandige Wege und Schneelagen
brachten es außerdem immer wieder an den Tag: WIR waren einer der
Hauptunruheherde im Busch. Fluchtfährten hüben, auswechselndes Wild
drüben – wir haben es an manchen Tagen geschafft, Teile unseres
Reviers leer zu kirren! Was tun?
Im
ersten Schritt wurde die Anzahl der Kirrungen massiv
zusammengestrichen. Was nützen xy Reviereinrichtungen dieser Art,
wenn sie nicht hinreichend Ergebnisse bringen oder nur via
Jagdbetrieb zum Quell von Unruhe werden? Im zweiten Schritt wurden
nur noch Kirrungen betrieben, die störungsarm von der Grenze aus
angefahren werden konnten. Im dritten Schritt arbeiten wir – bis
auf eine Kirrung des klassischen Typs – nur noch mit Wühläckern.
Dieses
reduzierte die ausgebrachte Menge an Kirrgut radikal, sorgte für
weniger Unruhe und ersparte uns die ein- oder zweitägigen
Kontrollfahrten im Revier. Insbesondere die Wühläcker waren und
sind ein voller Erfolg: Geringste Mengen Mais werden dort eingefräst
und beschäftigen das Wild über Tage und Wochen. Auch Rot-, Dam- und
Rehwild sind in großer Regelmäßigkeit dort anzutreffen (oft über
Stunden) und scharren mit Wonne – keineswegs nur die
Schwarzkittel.
Wie
es dazu kam
Bei
der Neuanlage eines großen Wildackers kam es vor einigen Jahren zu
einem Missverständnis mit dem Sohn des Landwirts, der die Flächen
in Vertretung seines Vaters bestellen sollte. Der Jungbauer pflügte
nicht nur den Streifen um, der für die Wildäcker vorgesehen war,
sondern machte auch eine unserer Kirrungen dem Erdboden gleich. Über
die gesamte Fläche brachte er die Wintersaat ein. Noch Wochen später
durchwühlten die Schwarzkittel den Bereich des Wildackers, der zuvor
als Kirrung diente. Die Situation mutete an wie »Roggen nach Mais«
im Feldrevier.
Was
war genau passiert? Zunächst fräste der Landwirt den Boden, um ihn
für die Aussaat vorzubereiten. Dann brachte er die Saat aus und
eggte das Saatgut leicht ein. Unsere Maislöcher wurden dadurch nicht
nur zerstört, sondern das kostbare Schweinegold tief eingearbeitet
und gleichzeitig verteilt. Der erste Wühlacker des Reviers war
entstanden. Was uns überraschte, war die intensive Annahme dieses
Wildackerbereiches auch durch Rot-, Dam- und Rehwild. Fuchs und Dachs
sahen wir dort ebenso wie Waschbären und Marderhunde. Prompt suchten
wir in der Folgezeit nach einem Weg, das Prinzip des Wühlackers
weiter zu entwickeln.
Wie wir vorgehen
Etwa drei-/viermal im Jahr treffen wir uns seitdem mit dem Bauern. Er kommt mit Schlepper und Egge und wir haben Mais im Gepäck. Der Mais wird breitwürfig ausgebracht und mehrfach tief übergeeggt – fertig sind die neuen Wühläcker. Je nach vorhandenem Gerät und den örtlichen Begebenheiten (Wurzelwerk, Steine o. ä.), kann Mais alternativ auch mit einem Grubber (tief) oder mit einer Fräse (flach) eingearbeitet werden.
Fazit
in allen Fällen: Obwohl wir teilweise nur geringe Mengen Mais,
Eicheln, Bucheckern oder Kastanien ausbringen, hält diese Art der
Anlage das Wild sehr lange auf diesen Flächen. Das Wild braucht
ungleich länger, um an die begehrten Körner zu gelangen. Wir haben
zudem häufiger mehr Zeit zum Ansprechen und zum Beobachten.
Mittlerweile gestalteten wir nahezu alle unsere Kirrungen in
Wühläcker um. Diese liegen ausnahmslos am Revierrand, fern der
Einstände (wichtig!), und sind so störungsarm zu erreichen und zu
bejagen. Eine positive Nebenerscheinung ist der insgesamt deutlich
niedrigere Mais- und Dieselverbrauch, der sich selbstverständlich
günstig auf die Jagdkasse auswirkt.
Die tägliche oder zweitägliche Rundfahrt mit Mais hatte ein Ende. Je nach Annahme werden die Wühläcker immer mal wieder neu bestellt. Stellt sich nach der Maisernte im Herbst mehr Schwarzwild im Wald ein, können die Flächen intensiver beschickt werden. Bei den Aktionen kann selbst die gute alte Handfräse oder zur Not die Harke in Aktion treten.
Die
beste Zeit: Ende April, Ende Juli und im Herbst
Unser
diesbezüglicher Takt sieht so aus: Wir legen Wühläcker im April,
im Juli und im November an. So decken wir unsere
Bejagungsschwerpunkte im Jahr ab. Den für uns wichtigen Mai – ein
Teil des Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwildes hat in Niedersachsen
Jagdzeit – bedienen wir durch eine Aktion in der (vor-)letzten
Aprilwoche. Die Wühlackeranlage im Juli deckt den August, der zum
Beispiel gut für die Feisthirschbejagung ist, und zum Teil auch den
September (Brunft) mit ab.
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Wühlacker-Anlage im Juli: Der Grasstreifen ist für das Wild unattraktiv geworden. In das Gras wurden Eicheln, Kastanien und etwas Mais geworfen (Eimer beachten). Nun wird dieser Dreiklang eingefräst. |
Die
Oktober- oder Novemberaktion bereitet die Phase der großen Drückjagd
vor, je nach dem, wie diese terminiert ist. Ein Beispiel aus dem
vergangenen Jahr: In der ersten Novemberwoche – bisher hatten wir
keine Probleme mit dem Frost – werden letztmalig die Wühläcker
erneuert. Ab dann herrscht bis zum Termin der revierübergreifenden
Drückjagd Anfang Dezember absolute Jagdruhe.
Nun ist das erste Mai-Wochende rum. Freitag und Samstag wurde angesessen, die Jagd am Sonntag fiel einer Feier am Vorabend "zum Opfer". Der Wind verhinderte an beiden Tagen einen Ansitz an der "Försterwiese" und dem Westteil des Reviers, so dass wir uns im Norden und Osten des Reviers tummeln mussten. An drei Wühlacker-Flächen dort kamen je eine Stück Schwarz-, Dam- und Rehwild zur Strecke. Die Rechnung ist wieder aufgegangen, wir sind zufrieden – und freuen uns auf die kommenden Jagdtage im Wonnemonat Mai.