„Xavier“ und „Herward“ haben ganze Arbeit geleistet


Schon der Oktober brachte diverse Stürme und Orkane. Auch Starkregen und Hagel finden inzwischen immer häufiger Einzug in Warnmeldungen der Wetterdienste. Jagdlich schlagen sich diese Wetterkapriolen, die zunehmend zum Standard zu werden scheinen, in der ein oder anderen umgekippten Reviereinrichtung und durch Äste und Bäume verlegten Wegen nieder. Eine weitere Entwicklung könnte sein, dass wir Gesellschaftsjagden durch Unwetter bedingt absagen müssen. Waren es früher (sehr selten) Tage mit Nebel oder heftigem Schneefall, die eine Jagd unmöglich machten, kommen wohl zukünftig weitere Einflüsse/Störgrößen dazu. 

„Xavier“ und „Herward“ haben heuer ganze Arbeit im Revier geleistet: Kein Jagen, dass nicht geschädigt worden ist. Manche Abteilungen erinnern gar an die großen Sturm-Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte. Erstmalig in der über zehn Jahre währenden Bewirtschaftung des Reviers durch uns, haben wir Drückjagdgäste ausladen müssen, bleiben ganze Nachbar-Reviere unbejagt.


Die Revier übergreifende Jagd des Hochwildringes werden wir dennoch begleiten, wenngleich nur noch mit kleiner Besetzung. Wir sind schlicht nicht in der Lage, bis zum Jagdtermin hinreichend Wege frei zu sägen und Schussfelder wieder herzurichten, dass ein normaler Ablauf gesichert wäre. Gespannt bin ich besonders auf die/meine Arbeit als Treiber. Wie meine Kollegen und ich uns durch das Wirrwarr der Bäume schlängeln werden, ist noch offen. Ich werde eine Kamera mitnehmen, um unsere Klettertouren zu dokumentieren …



Unlängst wurde eine Jagd abgebrochen, an der ich teilnahm. Auch ich war weit gefahren, um einen befreundeten Förster zu unterstützen, der ein mit Erlen- und Eschen bestandenen, sehr feuchten Revierteil bejagen wollte. Statt Schwarz- und Rehwild, Schussknall und Hundegeläut, nahm der Wind dergestalt zu, dass immer mehr Äste abbrachen und insbesondere Erlen umfielen. Und dies, obwohl zu Jagdbeginn nur mäßiger Wind wehte, dieser sich aber in unter 1,5 Stunden zum Sturm auswuchs. Rundruf(e), abbaumen, Hahn in Ruh'. Es wird bedauerlicherweise nicht das letzte Ereignis dieser Art in den kommenden Jahren sein. In Summa ereilten mich bereits fünf abgesagte Drückjagden in diesem Jahr, allesamt nunmehr in den Januar 2018 verschoben!

Immer wieder klagen Jäger über Harvestereinsätze im Wald. Ich sehe das in unseren Revieren hingegen sehr positiv. Häufig berichten mir die Maschinenführer, dass sie viel Wild während ihrer Arbeit sehen können. Selbst das so sensible Rotwild kann nach meinen Erfahrungen sehr gut mit den lärmenden Ungetümen umgehen, ja, vielfach folgen sie ihnen sogar. Kaum das der Harvester ein Waldstück verlassen hat, um im nächsten Jagen weiterzuarbeiten, zieht alles Schalenwild in die eben durchforsteten Bestände und schält die Rinde von Kiefern und Fichten.

So haben die Stürme aus Sicht des Wildes auch viel Gutes: Mehr Äsung am Boden, bessere Deckung und Holz-Erntemaschinen, die in den kommenden Monaten ihnen weitere Hilfestellungen geben werden. Denn eines ist sicher: Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen, wenn nicht Monate dauern …


Stichworte umstürzende Bäume: Gerade im November werden wir daran erinnert, dass Schönheit und Vergänglichkeit sehr nah beieinander liegen. Wo sind die üppig bewachsenen Felder geblieben, wo der Farbenrausch des Herbstes? Der Altweibersommer ist verschwunden, Vielfalt, Vogelgesang und Blätter im Nebel versunken. Aber statt überbordender Melancholie empfinden wir Freude an der Jagd. Denn steckt nicht der Monat November voller Wandlungen? Gleich mehrere Brunften enden oder beginnen, das Wild ordnet seine Verbände neu und wechselt schon teilweise in die Wintereinstände. Das wechselhafte Wetter wird weiterhin entscheiden, ob der Monat Nebelung, wie der November auch treffend genannt wird, für uns Jäger – trotz aller Sturmschäden – jagdlich erfolgreich wird.