Vorspeise sammeln, Hauptgericht erlegen

Was ist jetzt im Walde ein Thema? Ende der Rotwildbrunft, Beginn der Damwildbrunft, die möglicherweise schon anstehende Rauschzeit des Schwarzwildes oder der nun drängende Abschuss noch eines Bockes? Alles richtig, doch aktuell werden auch hier dieses Fragen von der Erwartung einer Mast überlagert.

Die Eichen spenden heuer überreiche Mast.

Was wäre denn daran so schlimm? In Waldrevieren erleben wir es häufig, dass sich auch Rot- und Damwild sehr lange und stark konzentriert auf kleinem Raum im Bereich der Mastbäume
aufhält. Ganze Revierteile sind temporär nahezu "wildleer". Mancher Jäger, der nun andernorts beispielsweise mit Mais- und/oder Rüben locken möchte, wird vor dem Hintergrund einer Mast dann verzweifeln. Wir bleiben möglichst flexibel und kirren nun mit Eicheln, Bucheckern, Nüssen. 

Ähnlich gespalten sehe ich eine andere Entwicklung: Es wird wohl/es war bisher ein gutes Pilzjahr. Pfifferlinge fanden sich gut, Steinpilze waren ab Anfang September zu entdecken und an meiner Spezialstelle für „Fette Hennen/Krause Glucken“ entdeckte ich einen wahrlich kapitalen Pilz an einer alten Kiefer. Womit wir beim nächsten Zwiespalt wären: Als begeisterter Hobbykoch sehe ich den Fund mit Freuden, forstlich signalisiert er hingegen das Ende des Baumes.

Insbesondere in Sachen Parasol-Pilze war 2015 ein gelungenes Jahr.
Diese hier stammen von der "Försterwiese" und der Weide hinterm Haus. 

Apropos Zwiespalt: Gute Pilzjahre bedeuten nicht nur Gaumenfreuden, sondern jede Menge Schwammerlsammler. Dank turnusmäßig wiederkehrender Beiträge in der Tagespresse („Die Pilzsaison hat begonnen“), erinnert sich nun auch der Letzte an Marone, Parasol oder Herbsttrompete. Eine kleine Gruppe Steinpilze wiederum entdeckte ich abends von einer Ansitzleiter, derweil auf Schalenwild wartend. Fast hätte mich die Betrachtung der Pilze so gefangen genommen, dass ich anwechselndes Damwild nicht bemerkt hätte. Es folgte die Erlegung eines Schmaltieres und das anschließende Absammeln diverser Pilze. Vorspeise gesammelt, Hauptgericht erlegt.


Ein Damschmaltier? Jetzt? Ja! Die relativ frühe Entnahme ist gut für die Kondition der verbleibenden Tiere. Gibt es in den Folgemonaten tatsächlich echte Nahrungsengpässe (Harschschnee etc.), haben wir durch die frühe Reduktion die Auswirkungen auf die Restpopulation durch die Verminderung des Konkurrenzdrucks gemildert. Außerdem kontrollieren ständig die Kondition des gestreckten Wildes, insbesondere die Feistvorräte (aktuell rekordverdächtig) und das Gewicht. Lückenlos wird jedes Stück katalogisiert: Datum, Uhrzeit, Erlegungsort, Jagdart, Gewicht und so weiter. Nach mehreren Jahren Buchführung bilden sich nun erste Datenreihen, die wir alsbald auswerten wollen – vor einem Geschnetzelten mit Wildbret und dunklem Bier. 

Vorweg könnte es meinetwegen gerne „Frittierte Waldpilze in Bierteig“ geben. Oder doch lieber „Caprese mit Waldpilzen“? Helfen Sie mir weiter ...